Warum habe ich den Chanel le Vernis Nagellack getestet?

Ich stehe auf lackierte Fingernägel, das ist Fakt. Mein Problem ist nur, dass ich mir nicht für jede Arbeit Handschuhe überziehen möchte und auch eigentlich sogar bei der Gartenarbeit am liebsten mit blossen Händen in der Erde wühle und am Unkraut herumzerre …

Aber auch schon bei den ganz normalen täglichen Arbeiten am Schreibtisch, in der Küche und im Haushalt sind die Fingernägel fast immer involviert und wer nicht glücklicher Arbeitgeber von Sekretär, Gärtner und Haushälter ist, kennt das: Die sorgfältig mit viel Liebe lackierten Nägel sehen schon nach zwei Tagen aus, als hätte man im Steinbruch gearbeitet.

[toc]

Bislang hielt kein Nagellack länger als 3 Tage – ob der neue „Le Vernis“ von Chanel es schafft?

Nach vielen Experimenten mit unterschiedlich teuren bzw. preiswerten Lacken, Basecoats, Topcoats und Maniküretechniken stoße ich bei einem gemütlichen Stadtbummel in der heimischen Parfumerie auf den Chanel le Vernis Nagellack, für, so der Hersteller „…eine neuartige, ultrawiderstandsfähige Maniküre, die die Nägel verschönert und schützt. Die widerstandsfähige, feine und hochglänzende Farbschicht schenkt ein vollkommen ebenmäßiges Finish.“

„Ultrawiderstandsfähig“ klingt vielversprechend!

Ultrawiderstandsfähig? Finde ich gut. Zwar ist der Chanel-Nagellack mit einem empf. VK von 26,99 € für 13 ml auch ultra-teuer, aber vielleicht hält er ja dafür auch doppelt so lange und ich spare Zeit und Ärger …

Direkt vor Ort wandert der Chanel le Vernis Nagellack in einem kräftigen Rot in meine Einkaufstasche, zusammen mit zwei duftenden Pröbchen, versteht sich.

Abends mache ich mich dann gespannt ans Ausprobieren meines neuen Fundstücks: Um einen direkten Vergleich zu meinen „alten“ Nagellacken zu haben, und da ich sowieso von Natur aus sehr feste und ebenmässige Fingernägel habe, trage ich ihn ohne vorherige Grundierung direkt auf die gereinigten, sauberen und trockenen Nägel auf.

Auftragen lässt sich der Chanel Le Vernis schon mal sehr gut

Die Textur ist sehr angenehm in der Handhabung, der Pinsel erlaubt exaktes Arbeiten. Nach dem gründlichen Trocknen der ersten Schicht (ich lasse mir immer mindestens eine halbe Stunde Zeit, bis ich mich an die zweite Lackschicht wage), geht`s an Lackierung Numero Zwei. Problemlos leicht, flüssig und exakt auch diesmal, die unterste Schicht bleibt schön stabil. Trocknen lassen, fertig.

Auch eine klare Finish-Schicht lasse ich weg – die Erfahrung hat mir gezeigt, dass das Auftragen mehr Zeit kostet, als es an tatsächlichem Zusatznutzen bringt, daher habe ich damit irgendwann aufgehört.
Nach dem Trocknen sehen meine Nägel gut aus und ich fühle mich gut (Chanel-gut!) – mal sehen, wie lange das so bleibt…

Aber das war’s dann auch schon – von wegen „ultrawiderstandsfähig“!

In den folgenden Tagen mache ich alles so, wie gehabt – nicht mehr, nicht weniger. Bereits an Tag Numero Zwei schimmert bei den oberen Nagelrändern der rechten Hand ein Hauch Weiss durch, an Tag Drei sind es bereits deutlichere Macken und an der linken Hand erscheinen ebenfalls erste Abnutzungserscheinungen.

Am Abend von Tag Vier sehen meine Hände aus wie immer an Tag Vier, kein bisschen besser. Das ist ganz schön ärgerlich – unter „ultrawiderstandsfähig“ hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt …

Was hat die Parfumerie dazu zu sagen? Ich finde, hier ist eine Reklamation fällig!

Ich marschiere dorthin zurück, wo ich den Nagellack gekauft habe und konfrontiere die diensthabende Kosmetik-Fachverkäuferin mit meiner ernüchternden Erfahrung und meinem Wunsch, den Nagellack zurückzugeben:

Der Lack sei in Verbindung mit dem dazugehörigen Basislack „Chanel La Base“ für 26,99 € und dem Finishlack „Chanel Le Gel Coat“ für ebenfalls 26,99 € ultrawiderstandsfähig – das könne ich auch der Anwendungsbeschreibung entnehmen, die ich doch sicherlich gelesen habe, bekomme ich als Antwort von relativ weit oben.

Nein. Habe ich Dummchen natürlich nicht. Aber wenn ein Produkt nur in Verbindung mit anderen Produkten seine versprochene Wirkung entfaltet, muss man es dann nicht ausdrücklich sagen und draufschreiben?

Ich rechne schnell nach, was mich der Kauf der beiden weiteren Lacke kosten würde und komme auf einen Gesamtpreis von 81,– € für „ultrawiderstandsfähig“.

Für „ultrawiderstandsfähig“ von Chanel kann ich mir fast einen neuen Pelikan-Füller kaufen!

Soll das ein Witz sein? Wenn ein Nagellack für 27,– € ohne Unter- und Oberlack genauso lange hält, wie ein Nagellack für 5,99 € – wird sich seine Haltbarkeit nur über die Verwendung von zwei Ergänzungsprodukten wohl um das 13,5-fache steigern?

Normalerweise müsste er das nämlich, rechne ich immer wütender werdend nach, denn damit sich die Anschaffung in Höhe von schlappen 81,- € lohnt, müsste jede Chanel-Maniküre etwa 40 Tage lang ultrawiderstandsfähig perfekt bleiben. Schon ab 30 Tagen würde ich ein Auge zukneifen, aber selbst das erscheint mir mehr als unrealistisch …

VIDEO: Lohnt sich CHANEL NAGELLACK??! Günstig vs. Teuer

Werfen wir mal einen Blick auf die Inhaltsstoffe des Chanel le Vernis Nagellacks

Butylacetate, Ethylacetate, Nitrocellulose (Filmbildner), Phthalic Anhydride/Trimellitic Anhydride/Glycols Copolymer (Filmbildner), Isopropyl Alcohol, Acetyl Tributyl Citrate (Weichmacher), Isobutyl Acetate (Lösungsmittel), Styrene/Acrylates Copolymer (Gelbildner), Steralkonium Hectorite (Gelbildner), Benzophenone-1 (UV-Filter), Trihydroxypalmitamidohydroxypropyl Myristyl Ether (Hautpflegemittel), Algae Extract, Dimethicone.

Ich habe im Prinzip nichts zu bemängeln. Die in Nagellacken immer präsenten Weichmacher und Lösungsmittel, die generell nicht unbedingt zu den gesundesten Inhaltsstoffen zählen, muss hinnehmen, wer auf lackierte Fingernägel nicht verzichten möchte.

Während aber bei einem Nagellack-Test der Zeitschrift „Ökotest“ im Jahr 2014 der „Chanel Le Vernis“ aufgrund gefundener freier Phenole (in Kosmetika verboten, weil potentiell karzinogen!) als „nicht verkehrsfähig“ durchfiel, scheint Chanel mit seinem 2016 als „ultrawiderstandsfähig“ neu aufgelegten Nachfolgeartikel auch das Phenol rausgeschmissen zu haben – oder ist es einfach nur nicht deklariert?

Gibt es Alternativen zum Chanel le Vernis Nagellack „008 Pirate“?

Ja, und zwar reichlich! Die Unterschiede in den Rotnuancen der im Handel erhältlichen Nagellacke sind nur im direkten Vergleich erkennbar, die Haltbarkeit und Stossfestigkeit der Nagellacke unterscheiden sich marginal, auch zwischen den Produkten der unterschiedlichen Preisklassen.

Zwar steht der Name „Chanel“ immer mehr für ein besonderes Lebensgefühl, Exklusivität und die einzigartige Geschichte der Coco Chanel, doch auch das vergisst man, wenn die Nägel bereits nach wenigen Tagen schon genauso ungepflegt aussehen, wie mit einem Produkt, das nur ein Zehntel des Preises kostet.